Das M&A – Business und die Corona-Pandemie

Die Coronakrise hält die ganze Welt in Atem. Das M&A Business bleibt dabei nicht unverschont. Da die Situation eine bisher einzigartige Herausforderung für Unternehmen darstellt, variieren die Prognosen unterschiedlicher Analysten. Dieser Artikel hat das Ziel eine möglichst objektive Sicht auf die nahe Zukunft der M&A-Aktivitäten bereitzustellen. Um dieses Ziel zu erreichen wurden diverse Halbjahresberichte von renommierten Unternehmen der M&A-Branche, zahlreiche Presseartikel und unterschiedliche Finanzblogs betrachtet. Schlussendlich enthält dieser Bericht, eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Prognosen aller untersuchten Ressourcen. Damit soll sichergestellt werden, dass sich die Leser nicht auf eine Meinung, sondern auf vielfältige Anschauungen abstützen können. Nach der Auffassung von StettlerPartners, ist dies der einzige verlässliche Weg um sich in diesen Zeiten der Unsicherheit adäquat auf die zukünftige Entwicklung des M&A-Business’ vorzubereiten und dementsprechend Handlungsmöglichkeiten zu kreieren.

Status Quo

Als sich das erste Halbjahr von 2020 dem Ende näherte, begann sich die volle Auswirkung von COVID-19 auf die Weltwirtschaft abzuzeichnen. Die disruptive Wirkung des Schocks, die sowohl in Bezug auf Umfang als auch Tragweite beispiellos ist, spiegelt sich in den M&A-Deal-Aktivitäten wider, insbesondere im zweiten Quartal von 2020. Laut dem kürzlich von Mergermarket veröffentlichten Global & Regional M&A Report sank das globale Transaktionsvolumen im Vergleich zum Halbjahr 2019 um 32% (6.938 gegenüber 10.155 Transaktionen), während die Transaktionswerte um schwindelerregende 52,7% (USD 901,6 Mrd. gegenüber USD 1,9tn.) sanken – ein Umfeld, das an die Nachwirkungen der Finanzkrise von 2008 erinnert.

Auch im Schweizer Markt beeinflusst die Coronakrise das M&A-Business negativ. Die Anzahl der Transaktionen ist im Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund 28 Prozent eingebrochen. Das Transaktionsvolumen ist im Halbjahr 2020 auf 27, 7 Mrd. gesunken. Dies stellt einen drastischen Kontrast zu dem Halbjahr 2019 dar, in welchem das Transaktionsvolumen satte 87.2 Mrd. betrug.

Der Hauptgrund für die Transaktionsabnahme stellt die grosse Unsicherheit im Markt dar. Speziell im zweiten Quartal wurden viele Deals aufgeschoben oder komplett ausgesetzt, da sich die Investoren mehr und mehr zurückhaltend verhalten. Auf der einen Seite sind viele potenzielle Käufer mit der Bewältigung interner Probleme beschäftigt, auf der anderen Seite sind Ertragspotentiale der Übernahme- und Fusionsziele aufgrund der besonderen und zeitlich unabsehbaren Lage unklar geworden. Weiterhin leidet die Abwicklung von internationalen Transaktionsverhandlungen unter den Reisebeschränkungen.

Grenzüberschreitende Transaktionsaktivitäten haben sich im Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 57 Prozent verringert.

„Der Hauptgrund für die Transaktionsabnahmen stellt die von der Corona-Pandemie ausgelöste Unsicherheit im Markt dar.“

Nichtsdestotrotz wurden in der ersten Jahreshälfte einige grösser Deals abgewickelt, wobei jedoch die ganz grossen Übernahmen und Fusionen im zweistelligen Milliardenbereich ausgeblieben sind. Insbesondere zwei Transaktionen ragen heraus. Der Verkauf der Petrochemie-Sparte von BP an eine Schweizer Tochtergesellschaft der INEOS für USD 5 Mrd, sowie der Kauf von 81 Prozent der Anteile am portugiesischen Verkehrsinfrastrukturunternehmen Brisa-Auto Estradas de Portugal SA durch Swiss Life Asset Managers, die niederländische APG Group und den südkoreanischen National Pension Service (NPS) für knapp USD 4,5 Mrd. Die Beteiligung von Private-Equity-Gesellschaften an den Transaktionen lag auch in der ersten Jahreshälfte auf hohem Niveau. So traten Finanzinvestoren in rund 40 Prozent der Deals als Käufer oder Verkäufer auf. Grund dafür, dass die Aktivitäten der Finanzinvestoren nicht im gleichen Masse zurückgingen wie die Transaktionsaktivitäten auf Unternehmerseite, sind die leicht tieferen Bewertungen und der hohe Anlagedruck.  

Einige Sektoren werden durch die Pandemie weniger beeinträchtigt. In dem Sektor Technologie, Medien und Telekommunikation zeichnet sich eine robustere Entwicklung mit überdurchschnittlichen M&A-Aktivitäten ab. Rund ein Fünftel der Transaktionen aus dem ersten Halbjahr 2020 entfielen auf die TMT-Branche.

Steht ein M&A – Aufschwung bevor?

Trotz den negativen Entwicklungen im Halbjahr 2020, wird von unterschiedlichen Seiten ein Aufschwung des M&A-Marktes prognostiziert. Es wird damit gerechnet, dass die Anzahl Transaktionen wie auch die Volumina in der zweiten Jahreshälfte wieder leicht anziehen werden, sofern sich die Coronakrise nicht weiter verschärfen und zusätzliche Unsicherheiten hervorrufen sollte. Eine kürzlich aufgestellte Analyse von PwC Schweiz geht sogar noch weiter und prognostiziert eine bevorstehende M&A-Welle.

 

„Es wird damit gerechnet, dass die Anzahl Transaktionen wie auch die Volumina in der zweiten Jahreshälfte wieder leicht anziehen werden.“

In einem typischen M&A-Zyklus sinken die Transaktionsvolumina und -werte zunächst im Zuge eines wirtschaftlichen Abschwungs. Doch dieses Mal ist es anders. Grund dafür ist, dass die schwächere Wirtschaft, tiefe Unternehmensbewertungen mit sich bringt. Deshalb zögern Unternehmensleitung und Verwaltungsräte bei grossen Investitionen weniger und ziehen eine Ausweitung ihrer Organisationen in einer schwächeren Wirtschaft in Betracht. Wenn Unternehmen, Private-Equity-Firmen und andere Investoren ihre Portfolios und Strategien neu bewerten, wachsen die Gelegenheiten für Käufe oder Verkäufe. Mit einem grösseren Angebot beschleunigen sich die M&A-Aktivitäten. Diese Dynamik verlangsamt sich schliesslich, wenn mehr Unternehmen das Vertrauen und die wirtschaftliche Basis zurückgewinnen und die Bewertungen wieder steigen, wodurch die Zahl der Akquisitionsziele und die Aussichten auf hohe Renditen sinkt.

 

Der CEO der japanischen Bank Mizuhe, Tatsufumi Sakai, befindet, dass Unternehmen nicht auf eine Nach-Coronazeit warten, sondern sich an die neuen, von dem Coronavirus geprägten Bedingungen, anpassen sollten. Er begründet diese Aussage damit, dass sich die Pandemie und ihre Konsequenzen auf die Wirtschaft, über Jahre in die Länge ziehen wird. Kurzfristig wird die Pandemie viele Liquiditätsengpässe bewirken, was wiederum zu häufigen M&A Deals führen wird.  Denn um die Liquidität wiederherzustellen werden einzelne Bestandteile von Unternehmen verkauft werden. Dabei werden PEs eine entscheidende Rolle spielen.

 

„Durch die von der Corona-Pandemie ausgelösten tieferen Bewertungen- oder Liquiditätsengpässe werden Teilkäufe- oder Verkäufe von Unternehmen angekurbelt werden.“

 

GlobalCapital unterstreicht den Aufschwungsgedanken mit dem Input, dass Europäische Firmen ihren Fokus von der Problembewältigung der Corona-Pandemie auf mögliche Opportunitäten, welche die Krise kreiert, richten sollten. Gegenwärtig sind viele Unternehmen zu einem tieferen Marktpreis akquirierbar als noch vor einem halben Jahr. Dies betrifft vor allem Branchen, welche hart von der Coronakrise getroffen wurden, wie zum Beispiel die Reise,- Tourismus- oder Öl- und Gas Branchen. Diese tieferen Preise bergen Chancen für strategieorientierte Käufer, kommen jedoch auch mit einem erhöhten Risiko.

Summa summarum hatte die Coronakrise einen negativen Effekt auf das globale und das schweizerische M&A-Business. Nichtsdestotrotz kündigen diverse Prognosen einen Aufschwung für das zweite Halbjahr 2020 an. Diese Prognosen sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen. Die zukünftige Entwicklung der globalen Krise und ihr Einfluss auf den M&A-Markt ist und bleibt schwer fassbar und kann deswegen nur vage vorausgesagt werden.  

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